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URBAR - Freie Plakate

Urbarmachung von urbanen Werbeflächen der U-bahn für ein wahres Wort!

"Es geht um eine Wiederaneignung des öffentlichen Raumes, der hässlich und prostituiert ein ungeliebtes Dasein fristet. Der Mensch ist poetisch und frei, er hat Ängste und er möchte ernst genommen werden. Der Konsument ist ein berechenbares Ding, doch wir selbst haben ein unverkäufliches Herz."
Johanna Frohberg, Berlin, Mai, 2014

Die U-Bahn ist ein Arbeitstier. Nach einem langen Tag folgt eine kurze oder gar keine Nacht. Sie wird genutzt, benutzt – beschmutzt – und recht selten gelobt. Wären wir die U-Bahn, wir wären nicht glücklich. Aber sind wir nicht alle ein bisschen U-Bahn?

In einer Zeit, in der der öffentliche und der private Raum immer mehr ineinander übergehen und zu Interaktionsfeldern geworden sind, die im wesentlichen von Oberflächlichkeit und Konsum bestimmt werden, brauchen Phantasie und Körper alternative Taktiken des Überlebens. Weil es keine Nischen mehr gibt, auch die Handschrift zu gezielten Werbezwecken eingesetzt wird und ein "persönlicher Kontakt" die beste Voraussetzung für einen guten Verkauf ist, muss die effekt-orientierte Oberfläche selbst mit Mitteln der Werbung mit Seele besetzt werden!

Initiiert von Johanna Frohberg, umgesetzt in autonom-einfühlsamer Interaktion mit verscheidenen Künstlern, hängen derzeit verschiedene großformatige Plakate in den U-Bahnen Berlins, die sich mit dem Thema "Soziale Angst" auseinandersetzen. "Soziale Angst" ist die Angst in und vor einer Gesellschaft, die keine Gemeinschaft mehr ist und über den Einzelnen hinweg geht, sobald er bestimmte Kriterien nicht erfüllt.

In Zusammenarbeit mit der Grafikerin Susanne Stetzer, der Illustratorin Paula Kempker und dem Künstler Falk Richwien, entstehen ausgehend von Frohbergs Texten sogenannte Textbilder, die die Sinnlichkeit des Textes und die Gedanklichkeit des Bildes zum Vorschein bringen: Text und Bild nehmen an der gleichen Stelle Platz und bilden eine Stimmungsinterferenz oder der Text selbst wird zum Bild.

Traditionell sind Plakate ohnehin Textbilder, also eine Mischung aus Text - fuer den Geist - und Bild - fuer die Augen. Doch alle Worte haben selbst schon sowohl als Laut, wie auch als grafisches Gebilde eine sinnliche Qualität, die ihre Auffassung mitbeeinflußt. In Frohbergs Textbildern geht es um diesen leicht zu übersehenden Aspekt von Worten - der auf unsere Sterblichkeit und Empfindsamkeit rückverweist.

Im weitesten Sinne geht es darum,

"..., dass Worte nichts bedeuten, wenn sie niemand hört und niemand
auf f a s s t und dass in keinem Gesetz der Welt, jemals von einem Menschen gesprochen werden konnte. Es geht darum, dass es immer schon nur kleine, franselige, fast nackte Typen waren, die sich miteinander besprachen. Es geht um dieses Übermaß an Haut. Diese seltsame Empfindsamkeit und Kälte. Es geht darum, dass das Individuum vor der Form kommen muss, weil sonst jede Form verkommt. Es geht darum, dass wir schnell zerzausende, sterbliche Körper sind, die von den Fäden einer uralten, gewachsenen Sprache, die sich uns in den Mund und den Kopf legt und auch nach unserem Tod noch über uns sprechen wird - nicht selten in eine falsche Richtung geführt werden. Es geht darum, dass wir nichts wissen. Es geht darum, dass wir selbst etwas bedeuten, bevor jemand etwas über uns sagt. Das Gefühl, die Empfinung, das Leben. Es geht um eine Freundschaft zwischen Sprache, die alles bestimmen möchte - als diese oder jenes - und den Sinnen, die alles erfahren - so einmalig, wie es in diesem einen Moment eben gerade ist. Es geht darum, hierfür - unsere unendliche, sterbliche Berührbarkeit - in dieser Welt einen Platz zu finden. Es geht um Poesie im städtischen Alltag."
Frohberg, Berlin, Mai 2014



Sie haben die Möglichkeit, diese Arbeit an der Poetisierung des öffentlichen Raums zu unterstützen. Sind Sie interessiert, schreiben Sie eine Mail an:

j.frohberg@gmx.de
(text und konzept)
Sie erhalten dann nähere Informationen zum Projekt und Möglichkeiten der Beteiligung.